Die Lage von Südtirol innerhalb des Gebietes des Ostalpen ist ausschlaggebend für das Klima und Wetter in Südtirol. Kalte Nordwinde werden effizient durch die Barrieren der Ötztaler, Stubaier und Zillertaler Alpen sowie die Hohen Tauern abgeblockt. Es gibt allerdings einige wenige Pässe und Durchgänge mit einer direkten Nordverbindung, die jedoch wie der Reschen mit 1.504 m Meereshöhe, das Timmelsjoch mit 2.483 m Meereshöhe, der Brenner mit 1.375 m Meereshöhe, der Stallersattel mit 2.052 m Meereshöhe oder das Pfitscher Joch mit 2.251 m Meereshöhe recht weit über dem Meeresspiegel liegen und damit nur moderaten Zufluss kalter Nordluft zulassen.
Der Mittelmeerraum sorgt mit seinen Feuchtluftmassen für Niederschläge, die aber im Süden von den Dolomiten und vom Ortler-Cevedale-Massiv teilweise abgeblockt werden. Den einzigen ungehinderten Weg nach Norden stellt das breite und niedrige Etschtal dar, welches der feuchten Meeresluft einen gewissen Durchgang gewährt.
Das Eisacktal, das Sarntal und das Passeiertal sind als Quertäler transversal zur Hauptrichtung der Gebirgskämme ausgerichtet. Von diesen zeigt nur das Passeiertal eine weite Öffnung zum Haupttal. Längstalcharakter haben der Vinschgau und das Pustertal zusammen mit einigen der Nebentäler des Eisaktales.
Diese abgeschirmte Lage schützt das Wetter in Südtirol vor den großen Effekten der bestimmenden Wetterwirkungen Mitteleuropas, allenfalls abgeschwächte Ausläufer nehmen Einfluss auf das tägliche Wettergeschehen Südtirols. Vor allem die Niederschlagsmengen sind spürbar geringer im Vergleich zu denen umliegender Gebiete.
Die relative Sonnenscheindauer in Südtirol, also das Verhältnis der realen Sonnenscheindauer und der maximal möglichen Sonnenscheindauer ist mit 55% - 60% nennenswert. Der gebirgige Charakter zahlreicher Stellen führt naturgemäß zu deutlichen Unterschieden zwischen Nord- und Südhängen. Siedlungen finden sich meist fernab von ausgeprägten Schattenhängen, trotzdem gibt es einige Orte, die im Winter über längere Zeit keine direkte Sonneneinstrahlung aufweisen. Dazu zählen etwa unter anderem der östliche Teil von Wiesen in Pfitsch, St. Jakob in Pfitsch, oder auch Platt im Passeiertal.
Eingerahmt von Gebirgsketten mit entsprechender Höhe werden ausgleichende Strömungen aus dem Norden und Feuchtigkeit aus dem Süden von Südtirol abgehalten. Damit ergibt sich ein markantes Kontinentalklima mit relativ starken jahreszeitlichen Schwankungen, aber auch die Tagesschwankungen der Temperatur sind vor allem im Sommer deutlich erkennbar. Bozen verzeichnet z. B. im Sommer eine tägliche mittlere Temperaturschwankung von über 12 °C, im Winter liegt sie bei moderateren 8 °C. Bozen sticht aber auch aus der italienweiten Temperaturstatistik markant heraus: Im Sommer ist die Landeshauptstadt nicht selten die heißeste Stadt des gesamten Staatsgebietes, im Winter nimmt sie öfters mal den Rang der kältesten Provinzhauptstadt ein. Die höchste durchschnittliche Maximaltemperatur wird im Juli erreicht (knapp 29 °C), der Jänner glänzt mit Negativrekorden von weniger als –3 °C durchschnittlicher Minimaltemperatur. Genauere Details zeigen die Internetseiten des Landes zum Klimareport Südtirol.
Gegenüber dem Vinschgau zeigen sich das Eisacktal und Pustertal das ganze Jahr über benachteiligt, weisen sie doch stets rauhere Temperaturen auf. Besonders der Winter fällt in diesen Gebieten länger und härter aus, windgeschützte Lagen in den Nebentälern der oberen Etsch wie Ulten, Schnals und Martell sind temperaturmäßig eindeutig im Vorteil. Aber auch in diesen geschützten Lagen treten massive Unterschiede zwischen Sonnenhang und Schattenhang zu Tage, die auf die unterschiedliche Insolation zurückzuführen sind. Die Meereshöhe wiederum wirkt ausgleichend auf die Temperatur, in größeren Höhen finden sich ausnahmslos alpine Temperaturverhältnisse.
An vielen Orten der Talbecken können Inversionswetterlagen auftreten, die sich auch in Talsohlen oder allgemein windgeschützten Zonen manifestieren. Derartige Wetterphänomene haben besonders auf die Luftqualität einen negativen Einfluss, weil die kältere Luftschicht wegen der höheren Dichte am Boden festsitzt und die Vermischung mit der darüber liegenden wärmeren Luftschicht weitgehend verhindert wird.
Die spontane Vegetation zeugt untrüglich vom relativ milden Klima in Südtirol. Bis Bozen und Meran findet man Spuren der vordringenden Flora des Mittelmeers, im Eisacktal liegen die nördlichsten Punkte dieses Vegetationstyps etwas zurück. Der klimatisch begünstigte Vinschgau lässt die Weinrebe bis Schlanders und Kortsch (bis 800 m Meereshöhe) gedeihen, Obstbäume auch bis 950 m. Die Kulturpflanze Weizen wird nur mehr von wenigen Bauern kultiviert, dringt aber bis 1.200 m Meereshöhe vor. Gerste, Hafer und Kartoffeln findet man bis 1.500 m Meereshöhe, Roggen und Buchweizen gedeihen problemlos bis 1.400 m.
Alle anderen Täler leiden an der geringfügigeren klimatischen Bevorzugung, die Anbaugrenzen der Kulturpflanzen liegen merklich tiefer.
Im Bozner Raum überwiegen im Frühling, Sommer und Herbst die West- und Südwestwinde. Der Winter ist oft windstill oder von Nord- bzw. Nordostwinden geprägt. Nordwest- und Westwinde trifft man seltener an.
Das restliche Landesgebiet gibt sich im Winter ebenfalls meistens windstill, Frühling und Herbst indes sind durch stärkere Winde geprägt. Ein trockener und kalter Nordwestwind kennzeichnet den Vinschgau, die Talrichtungen des Eisack- und Pustertales prägen den Bodenwinden ihre Richtung auf.
Den Sommer kennzeichnen klassische Berg- und Talwinde, wenn die Form des Tales zu Kaltluftstaus führt.
Klettern die Winde aus dem Norden über den hohen Alpenkamm, verlieren sie in Form von Steigungsregen Feuchtigkeit und erreichen trocken die Alpensüdseite. Den feuchten Strömungen aus der Adria oder dem Mittelmeer widerfährt es ähnlich: Sie regnen bereits spürbar in den italienischen Voralpen ab, nur einzelne Ausläufer gelangen entlang des Etschtales nach Norden. Diese beiden Aspekte der Neiderschlagscharakteristik Südtirols sind wiederum kennzeichnend für das vorherrschende interkontinentale Klima. Im Unterland kursiert nicht zu Unrecht die Wetterregel vom Schönwetter bringenden "Oberwind" und vom Niederschlag nach sich ziehenden "Unterwind".
Mit 400 mm bis 500 mm Niederschlag pro Jahr an manchen Orten zählt der Vinschgau zu den trockensten Tälern des gesamten Alpenraums. Andere Täler Südtirols weisen Jahreswerte zwischen 700 mm und 900 mm Niederschlag auf. Durch Jahresdurchschnittswerte von über 1.000 mm wird einzig das Passeiertal zu einem Sonderfall.
Höhere Lagen weisen generell auch höhere Niederschlagsmengen auf, die in Südtirol vor allem im Sommerhalbjahr fallen. Den Winter und die erste Frühlingszeit wiederum kennzeichnen lange Trockenperioden, in denen 60 oder gar 80 Tage lange Phasen ohne Niederschlag keine Seltenheit sind. Der späte Frühling ist von Regenmaxima gekennzeichnet, die allerdings recht variabel sein können. Die Monate Juli und August tragen recht regelmäßig das Sommermaximum der Niederschläge, das Herbstmaximum fällt auf die Monate Oktober und November. Die Niederschläge sind im Sommer von signifikant kürzerer Dauer, oftmals mit gewittrigem Charakter und nicht selten heftig. Der Regen im Herbst artet meist zu einem beständigen Landregen aus.
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